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12. Mai 2021Frauenhäuser sind wichtig – Männerhäuser auch!
Gewalt ist ein Männerthema
Gewalt in Beziehungen ist längst keine Privatsache mehr. Als Männerberater weiß ich, dass körperliche Gewalt in Beziehungen zu einem überwiegenden Teil ein Männerthema ist. Dieser Überhang zeigt sich auch, wenn man die Schwere eines Verbrechens oder den Grad der Hilflosigkeit des Opfers als Messlatte nimmt. Frauenhäuser leisten einen wichtigen Beitrag zum Schutz gefährdeter Frauen sowie bei der Unterstützung in ein selbstbestimmteres Leben. Frauen werden dort auf- und ernst genommen, beraten und begleitet. Zu Recht wird immer wieder darauf hingewiesen, dass der Bedarf oft größer ist als das Angebot.
Nun kommt ein selbst ernannter „Männerkenner“ daher und vertritt den Standpunkt, dass es ebenso Männerhäuser bräuchte, also analog zu Frauenhäusern einen Zufluchtsort für männliche Opfer häuslicher Gewalt. Was das soll?
Ein Kampf mit Rollenbildern und gegen Stereotype
Einen Mann als Opfer wahrzunehmen, ist ein Kampf mit Rollenbildern und gegen Stereotype. In uns allen stecken, tief verwurzelt, klare Rollenzuschreibungen, die so natürlich keineswegs der Realität entsprechen. Dennoch gilt: Männer sind Täter, Frauen sind Opfer. Das ist bei körperlicher Gewalt schon allein deshalb falsch, weil Männer einander schlicht am häufigsten gegenseitig schlagen; dennoch registrieren wir Männer nicht als Opfer von Gewalt. Auch in Beziehungen kommt es nicht selten zu körperlicher Gewalt gegen Männer, gepaart mit psychischem Druck. Ganz besonders, wenn Kinder im Spiel sind, leiden Männer gewaltig und sehen für sich keinen Ausweg aus einer sich zunehmend schneller drehenden Spirale aus Drohungen und Gewalt.
Männer haben kein Verständnis zu erwarten
Wagen Männer es, sich zu öffnen und darüber ihr Leid zu klagen, werden sie im Unterschied zu Frauen nicht verstanden, nicht gesehen und nicht ernst genommen. Meist ist das Gegenteil der Fall: Sie werden nicht als Opfer gesehen, sondern als Täter. Sie werden nicht als sich sorgende Väter wahrgenommen und es wird nicht beachtet, dass sie genauso behandelt werden wollen wie die Mütter. Jeder Betroffene weiß, wie stark ihm mit Vorurteilen begegnet wird, in der Gesellschaft ebenso wie bei den Behörden. Nach wie vor herrscht die Mentalität, dass jeder Mann ein potenzieller Täter, dass die Mutter gut fürs Kind und der Vater eher optional ist. Eine derart einseitige Sichtweise – die Frauen als gute Mütter und Opfer, die Männer als Täter und als Väter auch verzichtbar – verstärkt die Vorurteile weiter und vergrößert die Zahl der Menschen, die durch unser System fallen.
Männer selbst bezeichnen sich nicht gern als Opfer, schließlich ist ein Mann stark, hat seinen Stolz und will kein Versager sein. Daher reagieren sie auf die Gewalt der Frauen mit klassisch männlichem Verhalten: Sie halten sie aus. Steigert sich die Gewalt durch die Frau und läuft das Fass über, richtet er oft auch gegen sich selbst Gewalt.
Männerschutz hat keine Lobby
Ich halte es für unbedingt notwendig, den von Gewalt betroffenen Männern und ihren Kindern Schutz und Beratung zu bieten. Doch diese Forderung politisch umzusetzen scheitert nicht nur daran, dass zumeist das eine Hilfsangebot gegen das andere finanziell ausgespielt wird, nach dem Motto: Dann bekommen Fraueneinrichtungen noch weniger Geld. Es scheitert auch an der nicht vorhandenen Lobby. Auch für mich ist es so eine Sache, diesen Standpunkt zu vertreten, denn meine Arbeit steht grundsätzlich für Selbstverantwortung und Selbstreflexion der Männer – und nicht für Männer, die sich beharrlich selbst leidtun sollen. Doch es ist nun einmal ein Faktum, dass es diese Fälle gibt, in denen Frauen die Täterinnen sind; und dass wir alle dort nicht hinschauen wollen.
Hilfe für betroffene Männer ist kaum umzusetzen
Natürlich darf das nicht heißen, dass damit das Leid der vielen Frauen geschmälert wird, das Männer anrichten. Es bedeutet schlicht, dass wir die Welt betrachten, wie sie nun einmal ist: nicht schwarz und nicht weiß. Sondern differenzierter. Damit ist klar, warum die Forderung nach einem Männerhaus politisch derzeit kaum umsetzbar erscheint, denn komplexe Wahrheiten sind nun einmal schwer zu transportieren. Die Forderung nach einem Männerhaus bildet eine enorme Gefahr, in einen rückwärtsgewandten Männerrechtler-Topf geworfen zu werden – und darin will heutzutage kaum jemand in der Außenwahrnehmung stecken. Schließlich „trumpelt“ derzeit der eine oder andere Machthaber als männlicher Elefant im Porzellanladen der Geschlechterbeziehungen. Andererseits: Ein Männerhaus würde selbst deren Sympathisanten etwas Wind aus den Segeln nehmen.
Betroffene Männer bräuchten echte Unterstützung und Hilfe. Darüber hinaus wäre es höchst spannend, ein gesellschaftliches Zeichen zu setzten, das uns allen helfen könnte, zu einseitige und stereotype Bilder abzulegen. Und genauer hinzusehen, bevor vor-verurteilt wird.
Bild © altanaka/Shutterstock
Musik
Die Welt ist voller Songs in denen Männer wegen Frauen schmachten und leiden. Einen guten Song, in dem der Mann von einer Frau bedroht und geschlagen wird, habe ich allerdings nicht gefunden. Passend scheint mir „Nowhere Man“ von den Beatles:
Ein Gefühl von Verloren sein macht sich breit! Song hören und und sich jemanden zum Reden ins Leben holen!
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