Der Beginn des Männerkenners
6. September 2019Für immer jung …
11. Oktober 2019Wir Männer müssen offener und wertschätzender miteinander reden!
Willkommen bei meinem Blog „Der Männerkenner“!
Mit 27 Jahren begann ich im Jahr 2000 – zuerst mit Jugendlichen, später zunehmend mit Erwachsenen – in der Männerberatung zu arbeiten. Dieser Fokus auf den Mann in einem Team von ausschließlich männlichen Therapeuten war damals etwas Neues – und das nicht nur für mich. Ich erfuhr, wozu Männer fähig sind, wenn sie mit Trauer und Hilflosigkeit nicht zurande kommen oder wenn sie ihre Sexualität zum Schaden anderer ausleben; aber auch, wie schwer ihnen das Leben und die Frauen mitspielen können und wie sehr sie sich dabei oft in verzweifelter oder wütender Opfermanier im Kreis drehen.
Besonders tief betroffen machte es mich, zu hören, dass die meisten Männer keine echten, tiefen Freundschaften haben – also andere Männer, denen sie erzählen, wie es ihnen wirklich geht. Als ich diese Beobachtung auch in der Fachliteratur bestätigt fand (der australische Familienpsychologe und Männeraktivist Steve Biddulph sprach von 80%), war ich sehr betroffen. Und ich bekam Angst, dass es mir im Lauf meines weiteren Lebens ebenso ergehen könnte.
Gleichzeitig erlernte ich in diesem Männerberater-Team eine neue Form offener und wertschätzender Gespräche; Jugendliche würden heute wohl „deep talk“ dazu sagen. Das bereicherte mich beruflich, und auch meine privaten Freundschaften gewannen dadurch mehr Offenheit und Tiefgang.
Bis heute treibt mich in meinem Beruf als Männerberater an, dass wir Männer mehr und offener miteinander reden sollten, denn es ist ein unglaublicher Schatz, als Mann offenherziger durchs Leben zu gehen.
Weshalb mich die Tatsache, wie wenig positive Nähe unter Männern üblich war und ist, so berührte, wurde mir beim Schreiben meines ersten Buchs Männerabend bewusst. Ich kannte diese spezielle, männliche, brüderliche Nähe zwölf Jahre meines Lebens lang, bis sie mir durch den plötzlichen Tod meines Bruders entrissen wurde. Die Jahre danach schützte ich mich (wie alle anderen auch) durch eine abgeklärte Fassade, spürte aber, dass etwas Entscheidendes fehlte – bis ich es beruflich in der Männerberatung und privat durch die Vertiefung langjähriger Freundschaften, im gemeinsamen Musikmachen und miteinander reden mit meinen Bandfreunden wiedergefunden habe.
„Wir Männer müssen reden. Miteinander und mit uns selbst. Wir Männer müssen behutsam sein. Miteinander und mit uns selbst.“
Ich kenne die Kraft und Lebendigkeit, die mir dieser offene Umgang unter Männern geben kann, ganz besonders in schweren Zeiten. Ich kenne aber auch sehr viele Männer, die gar nicht spüren, was ihnen fehlt – bis es eng wird in ihrem Leben.
In der Männerberatung erlebe ich jene, die sich zumindest hier in einem vertrauensvollen Gespräch mit einem Mann öffnen können; oder jene, die sich in einer Männergruppe zusammenfinden und es zunehmend genießen, in einer offenen und wertschätzenden Umgebung etwas mehr von sich zu geben und von anderen für das eigene Leben profitieren. Sie erlangen damit sehr oft auch die Fähigkeit und die Sicherheit, mit anderen Männern außerhalb der Gruppe offener und auf eine wertschätzende, sich gegenseitig ernst nehmende Art miteinander zu reden.
Dazu und zu vielen weiteren Aspekten des Mannseins will ich mit diesem Blog einen Beitrag für mehr Bewusstsein bei Männern und Frauen leisten.
Musik
Einen Song zu finden, in dem ein Mann singt, dass es ihm nicht gut geht und er mit einem anderen Mann („Oh Brother“) darüber reden will, ist gar nicht so einfach. Aber es geht doch:
Danke, Coldplay! Ihr Song „Talk“ motiviert auch, seinen Träumen zu folgen.
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